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SUBSTANZEN
von raum13 // Uraufführung 26. Januar 2012 // 20h // raum13
Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste - Köln
Halluzinogene Pflanzen sind zweifellos die ältesten Drogen
der Welt. Schon die ältesten Naturvölker haben mit giftigen
Pflanzen experimentiert und durch deren Einnahme versucht Kontakt
zu den Göttern aufzunehmen. Drogen spielten dadurch eine essentielle
Rolle in der Gesellschaft früher Kulturen und wurden meist
als heilig verehrt.
Seit Mitte des letzten Jahrhunderts überschwemmen Drogen die
westliche Welt. Mit der Erfindung von LSD tauchte eine revolutionäre
neue Substanz auf. Sie beeinflusste ganze Generationen und schuf
in den 60er Jahren eine komplett neue Kultur die sich auf eine intensive
Suche nach sich selbst begab. Drogen wurden von prominenten Pop-
und Rock Ikonen und durch die Massenmedien bekannt gemacht.
Was aber, wenn der Freitod von Kurt Cobain im Jahr 1994- tatsächlich
das Ende der romantischen Drogensucht markiert und wir
es seitdem im Grunde nur noch mit einer radikal demo -kratisierten
Bedürfnis -befriedigung zu tun hätten, der Befriedigung
eines Rauschbe -dürfnisses? Was, wenn die glamourösesten
und dekadentesten Drogen inzwischen so normal und banal wären
wie der tägliche Alkohol? Was, wenn der Rausch Alltag ist,
wenn man sich wegschießt um zu funktionieren?
Drogen durchdringen heute nahezu alle Ebenen der Gesellschaft, sie
haben den Alltag der Massen erobert: der Gymnasiast, der mit Ecstasy
zwei Tage und Nächte durchtanzt; der Schüler, der regelmäßig
mit Ritalin behandelt wird; die Hausfrau, die nicht glaubt, dass
sie ohne ihre Antidepressiva auskommt, oder der Geschäfts -führer,
der Kokain schnupft, weil er glaubt sonst nicht mithalten zu können.
Drogen dienen heute nicht mehr dazu, den Kontakt zu den Göttern
herzustellen - sondern als gesell -schaftliche Stabilisatoren. Welchen
Preis zahlen wir, bzw. jeder einzelne für unsere Leistungs-,
Schönheits- und Spaß -gesellschaft? Wo werden die Grenzen
gesetzt zwischen Drogen und Medizin? Wo führt uns das alles
hin?! Wie wirklich ist unsere Gesellschaft, wenn keiner mehr weiß,
ob das Gegenüber psychoaktive Substanzen in sich hat, die er
je nach Aufgabe oder Situation auswählen kann? Was ist, wenn
vom Ich nur noch der Wirkstoff übrig bleibt?
Wir werden in unserer Arbeit einerseits den Blick durch die Droge
ins Innere des Rausches und andererseits werden wir einen Außenblick
auf die unter -schiedlichen Zustände der Berauschten
werfen. Was ist echt, was ist gespielt, stimmt die Wahrnehmung mit
der Realität überein?
Von: raum13 // Mit: Florian Lenz, Kathrin Wankelmuth // Inszenierung,
Bühne , Kostüme: Kolacek & Leßle // Sound: Michael
Zöllner // Produktion: raum13